KünstlerinterviewErzähl doch mal: Wie bist du zur Kunst gekommen?
Mit 14 hab ich mich in die Fotografie verliebt und wollte unbedingt Fotografin werden. Dafür habe ich sogar extra Schulen gewechselt und bin nach England auf eine Schule gegangen, welche sich bereits während der Abschlussjahre (11. +12. Klasse) auf die visuellen Künste fokussiert. Danach ging es weiter nach Brighton an ein College und dann zurück nach Hamburg an eine Hochschule um Kommunikationsdesign zu studieren. Im zweiten Jahr an dieser Schule hat es dann endlich klick gemacht. Ich hab realisiert, dass dieses “ich mach das Falsche/ich bin gar nicht Feuer und Flamme hierfür”-Gefühl mir seit Jahren versucht hat zu sagen, dass ich endlich die Kamera gegen Pinsel, Schere, Stoff und klebrige Tischplatte tauschen soll. Die Stimme im Ohr, die mir eingeredet hat, ich müsse einen Weg einschlagen, bei dem ich bei einem sicheren Job mit sicherem Einkommen und Perspektive lande (was die Werbewelt damals für mich symbolisiert hat), hat mich Jahre lang ignorieren lassen, dass ich stehts am glücklichsten war, wenn meine Hände voller Farbe und der Tisch voller Materialien war – nicht, wenn ich an einem sauberen Schreibtisch vor einem PC saß und Fotos retuschiert habe. Wir sprechen hier übrigens von einem Zeitraum von 12 Jahren. 12 Jahre in denen es mir unter der Haut gekribbelt hat, in denen ich viel, viel Kunst gemacht habe und es immer als Hobby abschrieb, um mich dann wieder einem grauen Alltag mit viel Nervosität und sogar Panikattacken zuzuwenden. Seit ich Ende 2017 nach einem harten Schnitt angefangen habe mein Leben mit den für mich richtigen Inhalten zu füllen, mit Kunst in jeder erdenklichen Form, mit Menschen, mit denen ich täglich Inspiration und Wissen austauschen kann, ist jeder Tag ein bunter Tag, auch wenn’s mal richtig scheiße läuft.
Wie würdest du selbst deine Kunst beschreiben?
Ich hab meine Kunst immer gern mit Suchbildern oder Bällebädern verglichen. In einem Interview wurde ich aber vor einiger Zeit gefragt, welche Süßigkeit meine Kunst wäre und ich habe “Jawbreaker” geantwortet. Das finde ich nach wie vor sehr passend und amüsant. Jawbreaker sind Tennisball große Lollis ohne Stiel, die aus vielen bunten Schichten bestehen. Sie sind zuckersüß, manchmal etwas frustrierend, aber vor allem eine ganze Handvoll, mit der man sich stundenlang beschäftigen kann und immer wieder etwas Neues entdeckt.
Was ist das Interessanteste, was dir bisher bei deinem Werdegang als Künstlerin passiert ist?
Man würde jetzt vermutlich eigentlich von irgendeinem wahnsinnigen Job erzählen. Aber für mich sind es die Containerladungen an Selbsterkenntnis und Wachstum, die mir als Künstlerin fast täglich gebracht werden. Ich hab mich immer als extrem introvertiert wahrgenommen. Stellt sich heraus, ich hab mich mit den falschen Menschen über die falschen Themen unterhalten. Die Beziehungen und Gespräche, die sich mittlerweile mit Menschen sowohl offline als auch online auf ganz natürliche Art und Weise entwickeln, geben mir und meinem Gegenüber unheimlich viel Energie und Motivation für den Alltag.
Was ist das Besondere für dich am Kunstpuzzle?
Dass die Menschen sich Zeit nehmen und sich wirklich mit dem Bild auseinandersetzen. Bei der Kreation verbringe ich Wochen oder sogar Monate mit der Leinwand und kenne jeden Pinselstrich und Farbklecks. Ich puzzle meine Bilder wortwörtlich aus einem Sammelsurium an Ideen, Mustern und Farben zusammen. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen durch das Suchen von Teilen und das Vergleichen von Farben und Mustern eine ähnliche Erfahrung durchleben.
Lass uns über Visionen sprechen – was ist dein größter Traum für deine weitere Reise als Künstlerin?
Ich möchte so viele Menschen wie ich nur kann und mich selbst mit Kunst, inspirierenden Gesprächen und viel Humor zum Lachen bringen und uns helfen uns selbst besser kennenzulernen und zu vertrauen.